In seinem Judesein ist Jesus der Garant für eine dauerhafte und tragende Verbindung zwischen Juden und Christen. Und so konnte der Jerusalemer Wissenschaftler
David Flusser schreiben (siehe zu Flusser auch die Ausgaben
ahavta+ #90 vom 2. Januar und #95 vom 6. Februar 2022):
Judentum und Christentum sind eine Religion.
Freilich, sie teilen eine Religion in unterschiedlichen Glaubensweisen und Glaubensäußerungen, die einen in der Bindung an den auferweckten Jesus Christus, die anderen heute zuallermeist ohne einen Bezug zu Jesus.
Gleichwohl, wenn Juden Geschwister in derselben Religion und im Dienst an demselben einen Gott, dem Schöpfer, Erhalter und Erlöser der Welt, sind, dann führt diese Erkenntnis, wenn sie denn gelebt wird, zu dramatischen Veränderungen.
Dann nämlich werden die Christen selbst von den judenfeindlichen Bildmotiven am Bremer Domportal beleidigt.
Dann nämlich werden Christen durch die „Judensau“, die plötzlich auch eine „Christensau“ ist, mit verhöhnt.
Die Erkenntnis in Kirche und Theologie, dass jede Judenfeindlichkeit zugleich Christenfeindlichkeit ist, ist dann auch, aber bei weitem nicht nur der Schlüssel zum Umgang mit antisemitischen Bildwerken an und in den Kirchen:
Magst du in eine Kirche gehen, durch deren Bau oder deren Kunst du selbst verhöhnt und beleidigt wirst?
Und diese Frage ist keine, die der deutsche Bundesgerichtshof, sondern nur eine Kirche, eine Gemeinde und jede Christin, jeder Christ für sich beantworten muss…